Termin Informationen:

  • Mi
    09
    Okt
    2024

    Beratung für in der DDR zwangsweise in venerologische Stationen eingewiesene Frauen

    10-17 UhrJohanniter Akademie, Riebeckstr. 33, 04317 Leipzig

    Tausende von Frauen wurden in der DDR zwangsweise, oft ohne medizinischen Grund in geschlossene Venerologische Stationen (Stationen für Geschlechtskrankheiten) eingewiesen. Das Ziel war es, diese Frauen zu disziplinieren. Die menschenverachtende Behandlung, entwürdigenden Untersuchungen und zum Teil auch sexuellen Übergriffe haben bei diesen Frauen – die jüngsten waren zwölfjährige Kinder – bis heute tiefe Spuren hinterlassen.

    Betroffene Frauen können sich am Mittwoch, den 9. Oktober von 10.00 bis 17.00 Uhr in Leipzig, in der Johanniter Akademie, Riebeckstraße 33, kostenlos beraten lassen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Eine psychosoziale Erstberatung bietet die Psychologin und Psychotherapeutin i. A. Alina Degener an. Zu Fragen von Rehabilitierung und Entschädigung steht der Bürgerberater Maximilian Heidrich zur Verfügung.

    Dieser Beratungstag wird vom Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, des Vereins Riebeckstr. 63 e. V. und der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau angeboten.

    Zum Hintergrund:
    In der DDR wurden tausende Frauen und Mädchen unter dem Vorwand, geschlechtskrank zu sein, in geschlossene Venerologische Stationen eingewiesen. Die jüngsten von ihnen waren erst zwölf Jahre alt. Die meisten Zwangseinweisungen von vier bis sechs, in einigen Fällen auch bis zu zwölf Wochen hatten keinen medizinischen Grund. Sie waren vielmehr ein politisches Repressionsinstrument, um Frauen zu disziplinieren. Sie standen dort unter ständiger Beobachtung des Ministeriums für Staatssicherheit, mussten sich in ein hierarchisches Unterdrückungssystem einordnen und waren entwürdigenden Untersuchungen bis hin zu sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Unter den Spätfolgen von Disziplinierungsmaßnahmen und Misshandlungen leiden viele Betroffene bis heute. Eine der geschlossenen Venerologischen Stationen befand sich zwischen 1952 und 1990 auf dem Gelände der ehemaligen Städtischen Arbeitsanstalt in der Riebeckstr. 63 in Leipzig.