Termin Informationen:

  • Do
    21
    Mrz
    2024

    Jugendhaus Halle „Die Schlägerei hört einfach nicht auf“. Gefängnisalltag (1971–1990)

    17 Uhr Bundesarchiv für Stasi-Unterlagen Halle, Blücherstraße 2, 06122 Halle (Saale)

    Im Rahmen von "Halle liest" zur Leipziger Buchmesse

    Buchpräsentation

    Die von Dr. Udo Grashoff vorgelegte Studie zum Haftalltag im DDR-Jugendgefängnis „Jugendhaus Halle“ ist mehr als eine weitere Dokumentation von Unrecht in der DDR. Das Buch ist die erste fundierte Darstellung eines Gewaltmilieus der späten DDR. Es basiert auf den überlieferten Akten des Gefängnisses in fünf Archiven und den Erinnerungen von 20 Zeitzeugen. Und es vermittelt ein Ausmaß an Demütigungen und physischer Gewalt, das ungewöhnlich groß war.
    Der ehemalige politische Häftling Ralf Steeg erinnert sich: „Jeden Abend um acht Uhr dreht sich der Schlüssel in der eisernen Tür unseres Schlafsaals. Es beginnt die Zeit, in der sich der Drill des Tages entlädt in Form von bestialischer Gewalt. Die Leiter nennen diese Methode Selbsterziehung (…). Die Herrschaftsordnung, die sich so etabliert, ist stabiler als jede Autorität von oben. In den Nächten im Jugendhaus habe ich den Glauben an den Menschen verloren.“

    Gemessen am selbst gesteckten Ziel des DDR-Jugendstrafvollzugs scheiterte die „Erziehung“ im Jugendhaus Halle auf ganzer Linie. Eine mit brutaler Gewalt durchgesetzte Häftlings-Hierarchie bestimmte den Alltag der jugendlichen Inhaftierten. Dennoch gelingt es den Betroffenen heute nur selten, als Opfer der SED-Diktatur rehabilitiert und entschädigt zu werden.

    Dr. Udo Grashoff ist Privatdozent an der Universität Leipzig, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. in Dresden sowie
    Vorsitzender des Zeit-Geschichte(n) Vereins für erlebte Geschichte e.V. Halle.

     

    Udo Grashoff
    Jugendhaus Halle
    „Die Schlägerei hört einfach nicht auf“. Gefängnisalltag (1971–1990)
    Mit Fotografien von Marcus-Andreas Mohr
    Herausgegeben vom Verein Zeit-Geschichte(n)
    Edition Zeit-Geschichte(n), Bd. 9
    ISBN 978-3-96311-788-6