Termin Informationen:

  • Fr
    10
    Nov
    2023

    Buchpremiere: Jugendhaus Halle

    18 UhrTanzbar Palette, Große Nikolaistraße 9, 06108 Halle (Saale)

    Buchpremiere zur neuen Publikation des Zeit-Geschichte(n) Vereins:

    Dr. Udo Grashoff:
    Jugendhaus Halle
    Gefängnisalltag (1971-1990)

    Buchvorstellung mit dem Autor Dr. Udo Grashoff sowie mit Ralf Steeg aus Berlin, Zeitzeuge und Initiator der Aufarbeitung zum Jugendhaus

    Dr. Udo Grashoff arbeitet in diesem Buch die Geschichte des Jugendhauses Halle – des größten Jugendgefängnisses der DDR – auf Basis neuer Quellen auf.
    Er beschreibt anschaulich und allgemeinverständlich den Haftalltag. Dieser war durch strikten Tagesablauf, militärischen Drill und Drangsalierung, aber auch durch Eigensinn der Inhaftierten gekennzeichnet. Machtmissbrauch durch Bedienstete und die oft mit brutaler Gewalt durchgesetzte Häftlingshierarchie konterkarierten den offiziellen Erziehungsanspruch. Die Untersuchung schildert die Lebensbedingungen der Inhaftierten und analysiert die Ursachen des Scheiterns der angestrebten Umerziehung.

    Worunter die Opfer des Terrorregimes in der Jugendstrafanstalt „Jugendhaus Halle“ bis heute leiden, ist die Willkür und das Unwissen darüber, was ihnen widerfahren ist und warum. Seien es die willkürliche Brutalität der Bewacher, kursierende Gerüchte über Suizide, das Erleben von „Vorkommnissen“ wie dem Abtransport schwer verletzter Mithäftlinge, von denen man nie wieder etwas hörte, besondere Privilegien für einzelne Insassen, oder plötzliche Veränderungen im Disziplinarsystem – all dies waren zentrale Bestandteile der Repression. Insofern kann die Aufklärung von Gewalttaten, die Herausarbeitung von Entscheidungen und Maßnahmen, die Gegenüberstellung von Täter- und Opferperspektive, die Überprüfung von Gerüchten und die Bereitstellung von Fakten und Zahlen mit dazu beitragen, das damalige Geschehen auch für die Opfer transparenter und verstehbarer zu machen.

    Das Buch richtet sich darüber hinaus auch an die breite Öffentlichkeit. Das „Jugendhaus“ ist in der lokalen und überregionalen Erinnerungskultur bisher kaum sichtbar. Die Publikation soll nicht nur an die Geschehnisse erinnern, sondern zudem auch die Grundlage für eine öffentliche Befassung in der Stadtgesellschaft bieten.
    Dafür wurden Akten aus fünf Archiven ausgewertet und 20 Zeitzeugen-Interviews geführt. Im Buch finden Sie auch Bilder vom heutigen Zustand des Jugendhauses, die der Fotograf Marcus-Andreas Mohr 2022 für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur angefertigt hat.

    Im Anschluss zur Veranstaltung ist Zeit für persönliche Gespräche und Austausch.

    Die Buchpremiere des Zeit-Geschichte(n) e.V. findet in Kooperation mit der Gedenkstätte Roter Ochse, der Landesbauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie dem Stasi-Unterlagen-Archiv Halle statt.

    Das Entstehen des Buches wurde möglich durch die Förderung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung.

    Das Buch kann ab Mitte Oktober über den Buchhandel bezogen sowie beim mitteldeutschen verlag bestellt werden: https://www.mitteldeutscherverlag.de/geschichte/kulturgeschichte/grashoff,-udo-die-schl%C3%A4gerei-h%C3%B6rt-einfach-nicht-auf-detail