Hansering 2


Hier wohnte Alfred Katz

Im Haus am Hansering 2 befand sich neben dem Sitz des Bankhauses „Friedmann & Co” auch die Wohnung der Familie Katz. Der Bankier Alfred Katz wurde am 20. April 1870 in Duderstadt geboren. 1896 heiratete er Helene Friedmann (*1872) aus Halle – wahrscheinlich eine Verwandte seines Geschäftspartners Julius Friedmann.

Das Ehepaar bekam 1897 Tochter Gertrud, 1901 wurde Sohn Hans Herbert geboren. Gertrud, damals Studentin, heiratete 1920 Dr. jur. Willy Cohn (*1888 in Roßleben). Willy Cohn wurde später Teilhaber des Bankhauses „Friedmann & Co.” Gertrud und Willy Cohn bekamen drei Kinder: Eva Maria Klara (*1921) und die Zwillinge Hans Gerhard und Hanna Ruth (*1928). 1935 wurde die Ehe geschieden. 1938 starb Helene Katz, die Ehefrau von Alfred Katz. Im November 1938 wurde ihr Schwiegersohn Willy Cohn verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Alfred Katz, seine Tochter und die drei Enkel wurden gezwungen, ihre Wohnung zu verlassen und in ein so genanntes „Judenhaus“ in der Königstraße 32 (heute Rudolf-Breitscheid-Straße) zu ziehen.

Im Mai 1939 konnte die 17-jährige Enkelin Eva nach England ausreisen. Im Juni 1939 folgten ihre Geschwister, die Zwillinge Hanna und Hans, in einem so genannten „Kindertransport“. Im August 1939 gelang es auch Mutter Gertrud, ihren Kindern nach England zu folgen.

Ebenfalls im August 1939 flüchtete Vater Willy Cohn nach Belgien. Dort wurde er jedoch festgenommen und in das Konzentrationslager Gurs (Frankreich) gebracht, von wo er am 10. August 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde.

Im Mai 1941 bekam Alfred Katz, der nun ganz auf sich allein gestellt war, die Anweisung, in das angebliche „Jüdische Altersheim“ am Jüdischen Friedhof in der Dessauer Straße 24 (damals Boelckestraße) zu ziehen. In Wahrheit pferchte man hier jüdische Hallenser auf engstem Raum bis zu ihrer Deportation zusammen. Daraufhin nahm sich der 72-Jährige am 29. Juni 1942 in der Königstraße das Leben.

Seinem Sohn, Dr. Herbert Katz, gelang die Flucht nach Palästina, wo er 1971 starb. Tochter Gertrud und die drei Enkel überlebten in England.

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Alfred Katz