IN MEMORIAM
Dr. Frank Eigenfeld
*18.08.1943
+17.03.2022
Wir trauern um unser Mitglied, unseren zeitweiligen Vereinsvorstand und vor allem unseren FREUND Frank Eigenfeld, der in der Nacht zum 17. März 2022 friedlich eingeschlafen ist.
Bis zuletzt war Frank Eigenfeld gern gesehener Gast bei Veranstaltungen und privaten Feiern. So meldete er sich noch zum Treffen mit dem in der früheren Leipziger Opposition aktiv gewesenen Rainer Müller an und sortierte seine Akten zur Übergabe in unser Archiv. Noch vor wenigen Monaten berichtete er (auf englisch!) hier in unseren Räumen jungen Leuten aus Ungarn, die für das Lichtfest Leipzig am 9.10. eine Installation vorbereiteten, von den Ereignissen der Friedlichen Revolution in Halle.
Frank, wir werden Dich nicht vergessen!
Biographisches
Frank Eigenfeld wurde am 18. August 1943 in Frankfurt (Oder) geboren. Nach seinem Abitur studierte er von 1963 bis 1968 an der Universität Halle Geologie und Paläontologie. Nach seinem Armeedienst war er von 1970 bis 1982 wissenschaftlicher Assistent am Geologischen Institut der Universität Halle.
Am 31. August 1982 wurde er aufgrund seiner Weigerung, an einem Zivilverteidigungslager teilzunehmen und wegen seiner Mitarbeit in der Offenen Jugendarbeit der evangelischen Kirche in Halle-Neustadt entlassen. Ihm wurde fehlendes sozialistisches Staatsbewusstsein vorgeworfen. Er erhielt ein mündliches Berufsverbot und arbeitete fortan als Hausmeister und Kellner.
Ab 1983 engagierte er sich zunehmend in der oppositionellen kirchlichen Friedensbewegung und wurde infolgedessen auch für kürzere Zeit verhaftet. Frank Eigenfeld war ab 1985 Mitglied der „Initiative für Frieden und Menschenrechte“, organisierte die politischen „Nachtgebete“ in Halle, die 1988 aus Solidaritätsandachten mit in Berlin verhafteten Demonstranten entstanden. Er war Mitgründer des Neuen Forums in Berlin-Grünheide.
Nach Halle zurückgekehrt, druckte er am Abend des 10.09.1989 den Gründungsaufruf des Neuen Forum und meldete das Neue Forum zusammen mit seiner Frau Katrin Eigenfeld am 19.09.1989 beim Rat des Bezirks an. Die Ablehnung erfolgte am 26.09.1989. Er organisierte die Besetzung der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit in Halle 1989/1990 und war Mitglied des Runden Tisches des Bezirkes Halle.
Von 1990–2008 war er wieder als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Halle tätig, 1992 wurde er offiziell rehabilitiert. Er blieb weiter politisch aktiv, von 1990-1994 als Stadtrat für das Neue Forum, von 2004-2008 als Stadtrat für die SPD.
Geschriebenes und Gesprochenes von und über Frank Eigenfeld
Verzieht euch endlich, Pack, ihr elendes! Erschienen in: Sachsen-Anhalt: Land der Mitte – Land im Aufbau. Die Entstehung eines neuen Bundeslandes in Erlebnisberichten. (Hrsg: Michael Kilian)
Er wollte die DDR verändern. Mitteldeutsche Zeitung vom 22.3.2022 (MZ+ Beitrag)
Erfahrungsbericht vom Ende der Staatssicherheit in Halle verfasst von Frank Eigenfeld auf stasibesetzung.de
Video: Stimmen der Opposition – Dr. Frank Eigenfeld