Weidenplan 7/8


Hier wohnte Wilhelm Willinger

Wilhelm Willinger kam am 29. April 1879 in Myslowitz/ Oberschlesien als Sohn des Kaufmanns Meyer (Max) Willinger und seiner Frau Bertha zur Welt. Am 14. Januar 1911 heiratete der jüdische Dekorateur in Karlsruhe die evangelische Verkäuferin Caroline Sybilla Cäcilie Maria Kronemann, geboren am 12. Juli 1889 in Frankfurt am Main. Am Tag nach der Hochzeit kam Tochter Berta zur Welt und wurde am 22. April 1919 in Hannover, wo die Familie nun lebte, getauft.

Nach Trennung der Eheleute heiratete Wilhelm Willinger in zweiter Ehe Erna Helene geb. Kitzel in Düsseldorf, wo Wilhelm Williger von 1930 bis 1935 als Chefdekorateur und Kaufmann arbeitete und wo auch der gemeinsame Sohn Gerhard geboren und evangelisch getauft wurde. Nach einem Arbeitsunfall mit bleibenden Schäden an der linken Hand konnte Wilhelm Willinger seinen Beruf nicht mehr ausüben. Die Familie musste nun mit seiner Unfallrente auskommen. Das Hallesche Adressbuch verzeichnet Wilhelm Willinger erstmals 1935 unter der Adresse Albrechtstraße 11. Später zog die Familie in das Haus Weidenplan 7/8, wo ihr nur ein Zimmer zur Verfügung stand.

In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurde Wilhelm Willinger in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht, konnte aber am 17. Dezember 1938 nach Halle zurückkehren. Bald darauf zog die Familie in die Hindenburgstraße 8. Dieses Haus wurde 1945 durch Bomben zerstört und nicht wieder aufgebaut. Am 28. Januar 1942 wurde Wilhelm Willinger in das Polizeigefängnis in Halle gebracht und von dort am 1. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Laut Sterbebuch des Konzentrationslagers starb der 63-Jährige am 7. Februar 1943 an „Altersschwäche“.

Erna und Gerhard Willinger überlebten. Nach Kriegsende bat Wilhelm Willingers Sohn Gerhard um Aufnahme in die Jüdische Gemeinde zu Halle. Über das Schicksal von Frau und Tochter aus erster Ehe ist nichts bekannt.

Quellen

Zeitzeugenbericht von Günther Buchenau, Schulfreund von Gerhard Willinger, an den Zeit-Geschichte(n) Verein
Wilhelm Willinger, Individuelle Häftlingsunterlagen – KL Buchenwald, 1.1.5 Konzentrationslager Buchenwald / Signaturen: 01010503; 52980000 / ITS Digital Archive, Arolsen Archives
Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Wilhelm Willinger
Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer des nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945)
Eintrag zu Wilhelm Weidinger