Uhlandstraße 10


Hier wohnten Johanna Ziegelroth geb. Oppenheimer sowie die Schwestern Rosalie Meyerfeld und Sophia Loewenthal geb. Meyerfeld

Am 19. Mai 1864 kam in Heiligenstadt Johanna Oppenheimer zur Welt. Sie heiratete 1889 den Arzt und Sanatoriumsbesitzer Dr. med. Simon Ziegelroth (*1863 in Warschau). Ein Jahr später erblickte die gemeinsame Tochter Constanze in Heiligenstadt das Licht der Welt. Nach der Scheidung 1896 kam Johanna Ziegelroth nach Halle, wo sie bis zu ihrer Rente als Krankenschwester in der Arztpraxis ihres Bruders Dr. Gustav Oppenheimer, Leipziger Straße 70/71, arbeitete. In den Sommermonaten leitete sie das von ihrem Bruder gegründete Kinderferienheim in der Dölauer Heide (→Händelstraße 3).

Johanna Ziegelroth nahm Rosalie Meyerfeld (*1876 in Spangenberg) – wie sie Krankenschwester in Rente – und deren jüngere Schwester Sophia Loewenthal (*1880 in Spangenberg) in ihrer Wohnung auf. Die Nationalsozialisten zwangen die drei alten Damen mit Hilfe der „Rassengesetze“, ihre Wohnung in der Uhlandstraße 10 zu verlassen und in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Hindenburgstraße 34 (heute Magdeburger Straße 7) zu ziehen. Von dort wurden die Schwestern Meyerfeld, gemeinsam mit 153 weiteren Juden, am 1. Juni 1942 von Halle nach Sobibor bei Lublin deportiert und bei ihrer Ankunft am 3. Juni 1942 mit Gas ermordet. Rosalie Meyerfeld war zu diesem Zeitpunkt 65, Sofia Loewenthal 63 Jahre alt.

Johanna Ziegelroth wurde drei Monate später, am 20. September 1942, zusammen mit ihrer Schwägerin Emilie Oppenheimer sowie 71 weiteren Juden aus Halle, von Leipzig aus in das „Ghetto” Theresienstadt deportiert. Dort starb sie 77-jährig am 22. Januar 1942.

Weitere Informationen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Johanna Ziegelroth
Eintrag zu Rosalie Meyerfeld
Eintrag zu Sofia Löwenthal