Schwuchtstraße 6


(ehemals 17)

Hier wohnte Prof. Dr. Dr. Arnold David Japha

Am 12. September 1877 kam Arnold David Japha in Königsberg zur Welt, wo er evangelisch getauft wurde. Nach dem Abitur am Königsberger Wilhelmsgymnasium studierte der Sohn eines Großkaufmanns und Stadtrats Naturwissenschaften und Medizin in Freiburg und Königsberg. 1901 legte er das medizinische Staatsexamen ab und promovierte zum Dr. med. an der Universität Königsberg. Im gleichen Jahr trat er einen einjährigen freiwilligen Militärdienst als Arzt an. Danach arbeitete er zunächst als Schiffsarzt auf einer Linie nach Südamerika und von 1904 bis 1906 auf der isländischen Walfangstation „Fär Oerme“. Danach kehrte er nach Königsberg zurück und war als Assistent am Zoologischen Museum der Universität tätig. 1907 folgte die Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über „die Haut Nordatlantischer Furchenwale“. Es folgten Assistentenstellen am Zoologischen Institut in Tübingen und ab 1909 in Halle, wo er sich 1910 mit einer Arbeit über „Die Haare der Waltiere“ zum Privatdozenten habilitierte.

Neben seiner wissenschaftlchen Karriere verfolgte Arnold Japha sein Weiterkommen im Militärdienst. 1903 wurde er Unterarzt, 1905 Oberarzt und 1912 Stabsarzt. Im Ersten Weltkrieg diente er als Stabs- und Bataillonsarzt und erhielt dafür das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse. In dieser Zeit fand er auch privat sein Glück. Am 4. August 1913 heiratete er Adolfine Marie Katharine Eckleben (*14.2.1890) in Danzig. Käthe, wie sie genannt wurde, entstammte einer bildungsbürgerlichen Familie in Berlin und war selbst wissenschaftlich tätig. So veröffentlichte sie eine Arbeit „Über die Reaktionszeit von Kindern und ihre Korrelation zur Intelligenz“. Ein Jahr nach der Hochzeit kam Tochter Elizabeth zur Welt.

1916 erhielt Arnold Japha den Professorentitel, 1921 wurde er zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor ernannt. Im gleichen Jahr nahm er die Position des Magistratsmedizinalrats am Stadtgesundheitsamt Halle ein, wo er am Aufbau einer Kartei erbkranker und „asozialer“ Familien sowie einer rassenkundlichen“ Sammlung beteiligt war. Ein besonderes Anliegen war ihm in dieser Funktion die Aufklärungsarbeit von Jugendlichen zu Alkoholmissbrauch. 1923 erhielt er einen Lehrauftrag für Anthropologie an der Universität Halle.

Obwohl der evangelisch Getaufte kein Mitglied der Jüdischen Gemeinde war, wurde ihm 1933 (unter Bezug auf seinen jüdischen Vater) zunächst die Vergütung gestrichen, einen Monat später, im Oktober 1933, wurde er beurlaubt. 1935 folgte der Entzug der Lehrbefugnis und des Professorentitels. Die Ehe mit einer Nichtjüdin schützte ihn zwar noch vor den 1942 einsetzenden Deportationen. Doch als ihm die Gestapo das Haus, „an dem er mit allen Fasern seines Herzens hing“ unter Androhung, ihn in ein Konzentrationslager zu deportieren, wegnahm, flüchtete der 65-Jährige am 16. Mai 1943 in den Tod.

Im Halleschen Adressbuch von 1950 wird unter der Adresse Schwuchtstraße der Name Dr. Dr. Käthe Japha geführt.

Quellen

Henrik Eberle: Die Martin-Luther-Universität in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945, Halle, 2002
Catalogus Professorum Halensis: Eintrag zu Arnold Japha
Wikipedia: Eintrag zu Arnold Japha

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Arnold Japha