Rannische Straße 3


Hier wohnten die Geschwister Harry Eberhard, Gustav Rudolf und Ruth Elli Alexander

Das Ehepaar Max und Marie Elise Alexander hatte sechs Kinder. Drei von ihnen wurden während des Nationalsozialismus ermordet. Die anderen Kinder überlebten die NS-Zeit in Deutschland.
Tochter Rosa Helena Pönitzsch verstarb 1957 in Halle, Sohn Felix Samuel 1964 in Frankfurt a. M. und Sohn Erich starb 2001 in Halle. Marie Elise starb 1943 in Halle. Nach ihrem Tod wurde ihr jüdischer Ehemann, der Kaufmann Max Alexander, in das „Ghetto” Theresienstadt gebracht. Er überlebte und starb 1953 in Halle.

Sohn Harry Eberhard Alexander, geboren am 2. August 1903 in Halle, lebte in Berlin, wo er als Glaser arbeitete. Dort wurde er am 13. Juni 1938 im Zuge der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ verhaftet und zwei Tage später in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Vier Jahre später, am 14. März 1942, wurde er mit weiteren jüdischen Häftlingen aus Buchenwald in die „Nervenheilanstalt” Bernburg gebracht. Dort war, als Vorläufer der späteren Vernichtungslager, ein abgeteilter Bereich des Krankenhauses in eine Tötungsanstalt mit Gaskammer und Krematorium verwandelt worden. In der so genannten „T4-Aktion“ des Euthanasieprogramms wurden hier zunächst Patienten aus ganz Deutschland vergast. Unter dem bürokratischen Aktenkürzel „14f13“ kamen dann auch Transporte mit jüdischen Häftlingen, die zur Entlastung der Konzentrationslager für die Ermordung ausgewählt worden waren, hinzu. Zu diesen Opfern gehörte Harry Alexander. Um die systematischen Ermordungen zu vertuschen, wurden bei ihm, wie auch bei vielen weiteren Opfern, gefälschte Sterbedaten und -orte in das Amtsregister eingetragen.

Gustav Rudolf Alexander, am 21. August 1905 in Halle geboren, arbeitete als Handelsgehilfe und war ledig. Nach seiner Verhaftung in Halle wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Dort starb der 37-Jährige am 7. Oktober 1942. Die offizielle Todesursache war laut Sterbebuch des Lagers eine doppelseitige Lungenentzündung.

Ruth Elli Alexander, am 5. Mai 1918 in Halle geboren, arbeitete im Büro des Rechtsanwalts Adolf Goldberg in der Großen Steinstraße 12. Adolf Goldberg wurde 1940 verhaftet und wie Harry Alexander in Bernburg ermordet (→Hansering 17). Über Ruth Elli Alexander ist nur wenig bekannt. Sie wurde im September 1942 nach Auschwitz deportiert. Das ist das letzte Lebenszeichen von ihr.

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Ruth Elli Alexander
Eintrag zu Harry Eberhard Alexander
Eintrag zu Gustav Rudolf Alexander