Meckelstraße 4


Hier wohnte Alfred Löwe

Alfred Löwe wurde am 3. März 1869 als Sohn einer jüdischen Familie in Magdeburg geboren. Dort heiratete er 1894 Emma Bertha Therese Erxleben. Der Handelsreisende Alfred Löwe und seine Ehefrau bekamen fünf Kinder: Henriette Rosa (*1896), Margarethe Elsbeth (*1899), Walter Hans (*1902), Berta Elsa (*1903) und Rosalie Emmy (*1904).

Im Ersten Weltkrieg diente Alfred Löwe als deutscher Soldat. Etwa um 1918 zog die Familie Löwe nach Halle. Hier starb Emma Bertha Therese Löwe 1924.
Wie viele assimilierte Juden verstand sich der getaufte Jude Alfred Löwe in erster Linie als Deutscher und die Schikanen der Nationalsozialisten gegen Juden empörten ihn. Er selbst war davon betroff en, als er im Zuge der Reichspogromnacht im November 1938 verhaftet wurde und bis Januar 1939 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert war. Die Ohnmacht, dies alles ohne Verteidigungsmöglichkeiten hinnehmen zu müssen, führte zu einer depressiven Erkrankung. Gegen seinen Willen wurde er von seinem behandelnden Arzt am 15. April 1939 in die Landesheilanstalt Altscherbitz eingewiesen und eineinhalb Jahre später im Rahmen des Euthanasie-Tötungsprogramms nach Bernburg gebracht und am 28. November 1940 in der Tötungskammer der dortigen „Heil- und Pflegeanstalt“ mit Gas ermordet.

Der Familie wurde fälschlicherweise mitgeteilt, Alfred Löwe sei am 11. Dezember 1940 an einer Lungenentzündung gestorben. Auf intensives Nachfragen erhielt die Familie dann auch eine Urne mit der angeblichen Asche des Ermordeten. Diese wurde am 8. Januar 1941 auf dem Gertraudenfriedhof bestattet. Ein Jahr nach dem Mord, in einem erhalten gebliebenen Brief vom 6. Januar 1942, verlangte das hallesche Jugend- und Fürsorgeamt von der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ eine rückwirkende Zahlung für den Altscherbitzer Aufenthalt von Alfred „Israel“ Löwe, der am 11.12.1940 „in Bernburg verstorben“ sei.

Tochter Henriette Rosa, beruflich als Kontoristin tätig, heiratete 1927 August Otto Trillhaase, Kontor a.D. Sie verstarb 1980 in Jena. Sohn Walter Hans heiratete 1930 Ella Klara Krzyweik (*1907 in Königsberg). Der Buchhalter und die Buchhalterin lebten in Königsberg. Walter Hans Löwe starb 1965 in Halle. Über das Schicksal der anderen drei Kinder ist bislang nichts bekannt.

Weitere Informationen

Gemeingefährlich. Psychiatrie im Nationalsozialismus
Ein Film von Carolin Schneider und Kristin Zimmermann (2015, 10 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2015

Quellen

Aufzeichnungen Ursula Wolf
Archiv Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz
Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Alfred Löwe