Kirchnerstraße 10


Hier wohnte Emilie Victor geb. Simon mit ihren Kindern Moritz Victor und Elly Victor

Emilie Simon wurde am 25. Oktober 1855 in Güsten bei Bernburg geboren. Sie heiratete den Pferdehändler Nathan Victor, der ebenfalls aus Güsten stammte, und zog zu ihm nach Halle. Später erwarb die Familie das Haus in der Kirchnerstraße, wo sich auch der Sitz der Viehhandlung „N. Victor“ befand, die später von Sohn Moritz geleitet wurde. Moritz kam 1878 in Halle auf die Welt. Das Ehepaar bekam weitere Kinder: Charlotte (*1879), Judith (*1881), Friederike (*1883), Nathan (*1884) und Elly (*1889). Nathan wurde nur 6 Monate alt, Charlotte verstarb 1912 mit 33 Jahren in der Nervenklinik Halle. Vater Nathan Victor starb 1899 im Alter von 68 Jahren in Halle.

Mutter Emilie Victor starb am 25. Februar 1942 mit 86 Jahren kurz vor der Deportation ihrer Kinder. Das Sterberegister nennt als Todesursache „Greisenhafte Geistesstörung“.

Der 64-jährige Moritz Victor und seine 52-jährige Schwester Elly Victor mussten Halle am 1. Juni 1942 verlassen. Der Deportationszug brachte sie direkt in das nahe der polnisch-ukrainischen Grenze gelegene Vernichtungslager Sobibor, wo sie noch am Tag der Ankunft, am 3. Juni 1942, mit Gas ermordet wurden. Judith und Friederike Victor wurden am 14. April 1942 von Bernburg, wo Judith wohl zur Zwangsarbeit in den Junkers Flugzeug- und Motorenwerke eingesetzt war, nach Theresienstadt deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Emilie Victor
Eintrag zu Elly Victor
Eintrag zu Moritz Victor