Humboldtstraße 41


Hier wohnte Manfred Vogel

Manfred Vogel wurde am 30. Dezember 1919 in Halle geboren. Das Jugendfürsorgeamt vermerkte: „Manfred Vogel stammt von sehr ordentlichen Eltern ab, die ihrerseits auch von gutem Herkommen sind.“ Krankheitsbedingt musste der 10-Jährige ein Schuljahr wiederholen. Fünf Jahre später brach er die Schule ab. Eine Stelle als Laufbursche verlor er laut städtischem Jugend- und Fürsorgeamt wegen des Vorwurfs, „daß er verschiedene kleine Mädchen unzüchtig berührte“, wofür er zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt wurde. Es folgten häufige Arbeitsplatzwechsel Manfred Vogels – die Akte des Jugendfürsorgeamts nennt bis 1940 18 verschiedene Beschäftigungsverhältnisse.

1938 verschwand der 19-Jährige für mehrere Monate mit dem Fahrrad seines Vaters aus Halle. Nach seiner Rückkehr habe er laut Akte des Jugend- und Fürsorgeamts weitere Haftstrafen wegen erneuten unsittlichen Verhaltens erhalten. Seine Eltern bestritten, dass es sich dabei um krankhaftes Verhalten ihres Sohnes handle. Vielmehr zeige sich darin sein Bedürfnis nach intimen Beziehungen, die er bislang nicht geführt habe.

Das Jugendamt empfahl, Manfred Vogel eine Beschäftigung zuzuweisen, die seinen Neigungen entspreche: So wolle er in Büroarbeit kommen und zeige Interesse an Berechnungen sowie geografischen Fragen. Die erneute Zuweisung körperlicher Beschäftigungen, so prognostizierte das Amt weiter, werde sich kontraproduktiv auf das Verhalten und die Entwicklung auswirken.

Zur Umsetzung dieser Empfehlung kam es allerdings nicht mehr. Im Anschluss an eine verbüßte Haftstrafe wurde Manfred Vogel auf Grundlage des „Gesetzes gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung (Gewohnheitsverbrechergesetz)“ am 18.10.1940 in die Landesheilanstalt Altscherbitz eingewiesen. Der letzte Eintrag in seiner Krankenakte lautet: „16.VI.41 Mit Sammeltransport entlassen“. An diesem Tag wurde der 21-Jährige in die „Landesheilanstalt” Bernburg gebracht und in der dortigen Tötungskammer mit Gas ermordet.