Händelstraße 3


Hier wohnte Emilie „Emmy“ Oppenheimer geb. Wahl

Der Gemeindearzt der Jüdischen Gemeinde, Sanitätsrat Dr. Gustav Oppenheimer (*1862 in Heiligenstadt) war bekannt für seine besonderen Bemühungen um finanziell schlecht gestellte Familien. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Emilie, genannt Emmy und seiner Schwester Johanna Ziegelroth (→Uhlandstraße 10).

Als Präsident der „Germania-Loge“ sorgte er beispielsweise dafür, dass die Loge der Jüdischen Gemeinde ein Kinderheim in der Dölauer Heide kaufte, in dem bedürftigen Kindern erholsame Ferienwochen ermöglicht wurden.
Seine Wohnung und Arztpraxis befanden sich in der Leipziger Straße 70/71. Hier gestaltete Emilie Oppenheimer, die am 20. Mai 1869 in Erfurt geboren wurde, die Purim-Kinderfeste, zu denen das Ehepaar jedes Jahr die Kinder der Gemeinde einlud. Sie sorgte auch für die Beköstigung der Kinder bei den Freitag- Abend-Feiern (Schabbat), die ebenfalls oft in der Wohnung des Paares stattfanden.

Nach dem Tod ihres Mannes 1930 zog Emilie Oppenheimer zu ihrer Tochter Dr. Käthe Weinstock-Müller in die Händelstraße 3, doch musste sie diese Wohnung am 30. Juni 1942 verlassen. Sie wurde zwangsweise in das „Altersheim“ in der Dessauer Straße 24 (damals Boelckestraße) eingewiesen. Dieses „Altersheim“ war in Wahrheit ein Sammellager zur Deportation der Insassen. Von hier wurde sie am 20. September 1942 zusammen mit ihrer Schwägerin Johanna Ziegelroth und 75 weiteren jüdischen Hallensern in einem der sogenannten „Alterstransporte“ in das „Ghetto” Theresienstadt gebracht. Dort starb sie 74-jährig am 31. März 1944.

Ihre Kinder, Dr. Käthe Weinstock-Müller (*1891) und Dr. Werner Martin Oppenheimer (*1896), überlebten in der Emigration.

Weitere Informationen

Das Leben in der Boelckestraße 24 – Auf den Spuren von Isidor und Frieda Hirsch
Ein Film von Inga Dauter, Doreen Hoyer und Elisabeth Schinner (2014, 13 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2014

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Emilie Oppenheimer