Händelstraße 26


Hier wohnte das Ehepaar Dr. Hermann Emanuel und Adele Jastrowitz

Der Mediziner Immanuel Hermann Jastrowitz, geboren am 4. Mai 1882 in Berlin, heiratete 1920 seine Cousine Adele Jastrowitz. Sie kam am 3. November 1892 in Karlsbad zur Welt. 1921 kaufte das Ehepaar das Haus in der Händelstraße 26, wo Hermann Jastrowitz eine Arztpraxis einrichtete. Zusätzlich lehrte er an der Universitätspoliklinik.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Terrorherrschaft schützte den Arzt noch ein „Frontkämpferstatus“ aus dem Ersten Weltkrieg, doch ab 1938 musste auch er den Davidstern an seiner Praxis anbringen, durfte sich nicht mehr „Arzt“ nennen, sondern „Krankenbehandler“ für ausschließlich jüdische Patienten.

Im Zuge der Reichspogromnacht im November 1938 wurde er verhaftet und bis zum 17. Dezember 1938 im Konzentrationslager Buchenwald gefangen gehalten. Ziel war, die Betroffenen zum Verlassen des Deutschen Reichs zu zwingen. Jastrowitz suchte nach Arbeitsmöglichkeiten im Ausland, was sich hinzog, bis es zu spät war. Im November 1941 wurde das Ehepaar in das „Judenhaus“ in der Forsterstraße 13 eingewiesen, danach ins Jüdische „Alten- und Siechenheim” am Großen Berlin 8. Für den 27. Februar 1943 finden sich die Namen des 60-jährigen Hermann Jastrowitz und seiner 50-jährigen Frau Adele auf einer Deportationsliste mit der Bemerkung „Nach Osten abgewandert“ – das hieß: Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz. In einem Abschiedsbrief an ihre Hausangestellte hatte Adele Jastrowitz noch die Hoffnung: „Vergesst uns nicht, wir kommen wieder.

Weitere Informationen

Das Leben in der Boelckestraße 24 – Auf den Spuren von Isidor und Frieda Hirsch
Ein Film von Inga Dauter, Doreen Hoyer und Elisabeth Schinner (2014, 13 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2014

Quellen

Jan Wätzold: Erste Tafel gilt angesehenem Arzt, in: Mitteldeutsche Zeitung 9.11.2001

Steffen Schock: Der Arzt und Wissenschaftler Dr. med. Hermann Emanuel Jastrowitz (1882-1943). Thesen der Dissertation, Manuskript 2014

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Adele Jastrowitz
Eintrag zu Hermann Jastrowitz
Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945
Eintrag zu Hermann Jastrowitz
Eintrag zu Adele Jastrowitz
Yad Vashem – Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer
Eintrag zu Hermann Jastrowitz
Eintrag zu Adele Jastrowitz