Feuerbachstraße 74


(ehemals Kurfürstenstraße)

Hier wohnte Nathan Frankenberg
IN MEMORIAM Siegfried und Dr. Herta Juliane Frankenberg geb. Meyer

Am 5. September 1863 wurde der Kaufmann Nathan Frankenberg in Marisfeld/Hildburghausen geboren. Der Inhaber einer Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen war verheiratet mit Minna geb. Gassenheimer (*1872 in Themar). Das Ehepaar bekam zwei Söhne: Siegfried (*1895 in Coburg) und Walter, der bereits 1908 verstarb.

Mit Siegfrieds Ehefrau Dr. jur. Herta Juliane geb. Meyer (*1909 in Berlin) lebte die Familie in der Prinzenstraße 12 (heute Friedrich-List-Straße) in Halle, bis Siegfried und seine Frau im Juli 1936 in die damals noch freie Tschechoslowakische Republik auswanderten und sich in Podiebrad (Poděbrady) niederließen. Doch als die Deutschen die ČSR eroberten, wurde Siegfried Frankenberg am 9. Juni 1942 von Kolín nach Theresienstadt und am 28. September 1944 nach Auschwitz deportiert. Herta Frankenberg brachte man am 22. Dezember 1942 von Prag nach Theresienstadt und am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz. Die nun 38-Jährige und ihr 48-jähriger Mann wurden nach ihrer Ankunft in Auschwitz mit Gas ermordet.

Nach der Auswanderung von Sohn und Schwiegertochter waren Nathan und Minna Frankenberg in die Kurfürstenstraße 74 gezogen. Nachdem die nationalsozialistischen „Rassengesetze“ Juden und „Ariern“ jedoch verboten unter einem Dach zu wohnen, mussten sie am 30. Juni 1942 ihre Wohnung verlassen und in das angebliche „Altersheim“ auf dem Grundstück des Jüdischen Friedhofs in der Boelckestraße 24 (heute Dessauer Straße) ziehen. Wenige Wochen später wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Hier starb der 79-jährige Nathan Frankenberg am 6. Dezember 1942. Minna Frankenberg überlebte. Nach ihrer Rückkehr wohnte sie wieder in Halle.

Bei der Bombardierung Halles in den letzten Kriegsmonaten wurde auch die in der Nähe des Riebeckplatzes befindliche Prinzenstraße, der letzte Wohnort von Herta und Siegfried Frankenberg in Halle, vernichtet und später überbaut. Zur Erinnerung wurden die STOLPERSTEINE für beide daher vor dem letzten Wohnhaus der Eltern verlegt.

Weitere Informationen

Das Leben in der Boelckestraße 24 – Auf den Spuren von Isidor und Frieda Hirsch
Ein Film von Inga Dauter, Doreen Hoyer und Elisabeth Schinner (2014, 13 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2014

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Nathan Frankenberg
Eintrag zu Hertha Frankenberg
Eintrag zu Siegfried Frankenberg