Breitestraße 33


Hier wohnte Alfred Silberberg

Alfred Silberberg kam am 7. April 1875 als eines von fünf Kindern des Kaufmanns Moritz Silberberg (*1843 in Halle) und seiner Frau Sidonie geb. Levi (*1849) in Halle zur Welt.

Alfred Silberberg arbeitete als Kaufmann im Familiengeschäft „S. Silberberg. Herren- und Knabengarderobe, Anfertigung nach Maß“ in der Großen Ulrichstraße, das er nach dem Tod des Vaters übernahm. Bis zu seiner Hochzeit 1909 wohnte Alfred Silberberg bei seinen Eltern in der Breiten Straße 33. Er heiratete das Stubenmädchen Dorothee Sofie Muchau (*1871 in Cochstedt), die keine Jüdin war. Ihre Tochter Dora Erna (*1899) nahm Alfred Silberberg als sein Kind an. Nach dem Tod seines Vaters 1914 zogen Alfred Silberberg und seine Familie wieder in eine Wohnung in der Breiten Straße 33. Seine Mutter, nun Witwe, zog unweit in die Laurentiusstraße 5. Nach der Hochzeit von Tochter Dora Erna mit Wilhelm Richard Kunert im Jahr 1923 zog dieser ebenfalls in die Wohnung in der Breiten Straße 33 ein.

1925 starben Alfred Silberbergs Frau und seine Mutter. 1938, vermutlich im Zuge der Reichspogromnacht, wurde Alfred Silberberg verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, von wo er allerdings bald nach Halle zurückkehren konnte.
Eine zweite Ehe ging Alfred Silberberg mit Selma geb. Breuer ein. Nach dem Scheitern dieser Ehe nahm ihn seine evangelische Tochter Dora Erna in ihrer Wohnung auf, konnte aber nicht verhindern, dass der Vater in das sogenannte „Judenhaus“ in der Hindenburgstraße 63 (Haus im Krieg zerstört, heute Freifläche am Riebeckplatz) ziehen musste. Von dort wurde er am 20. September 1942 in das „Ghetto” Theresienstadt deportiert, wo der 68-Jährige am 20. Februar 1944 zu Tode kam.
Seine zweite Frau, Selma Silberberg, lebte nach der Scheidung in Aachen und wurde von dort am 22. März 1942 „nach Osten“ deportiert. Tochter Dora Erna und ihr Ehemann Wilhelm Richard Kunert wohnten auch nach dem Krieg noch in der Breiten Straße 33. Erna Kunert verstarb 1972 in Halle, ihr Mann bereits 1948.

Weitere Informationen

Die Drei Schwestern – Eine Familie, dasselbe Schicksal
Ein Film von Ulrike Kuhrt, Steffen Wrede und Christin Pomplitz (2020, 11 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2020

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Karteikarte von Alfred Silberberg, Ghetto Theresienstadt, 1.1.42/5080369/ITS Digital Archive, Arolsen Archives

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Alfred Silberberg
Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945
Eintrag zu Alfred Silberberg