Bisher unbekannt war die schriftstellerische Betätigung Stephanie Feuchtwangers, Ehefrau des halleschen Verlegers Martin Feuchtwanger. Für beide liegen Stolpersteine in der Fritz-Hoffmann-Straße 37 in Halle-Diemitz.
Eine Auswertung historischer Zeitungen in der Digitalen Deutschen Bibliothek ergab, dass Stephanie Feuchtwanger zwischen 1924 und Dezember 1933 über 200 Artikel verfasste. Sie schrieb vor allem Literatur- und Schauspielkritiken aber auch Beiträge für Unterhaltungsrubriken. Ihre Beiträge wurden vorrangig in Lokalzeitungen kleinerer Städte publiziert. In Halle erschienen mindestens 20 ihrer Texte in den Hallischen Nachrichten. Sie schrieb offenbar besonders gern über Schauspieler und Literaten, nutzte als Anlass zur Veröffentlichung Geburts- und Todestage. Einige dieser Autoren sind heute kaum mehr bekannt, wurden jedoch in den 20er Jahren massenhaft verkauft, so auch Walter Bloem, ein deutschnationaler Schriftsteller, den Stephanie Feuchtwanger rezensierte. Einzelne ihrer Artikel widmen sich dem Thema Mode, so ihr erster und ihr letzter Text, der sich mit Pelzmänteln für den bevorstehenden Winter befasste. Unter anderem rezensierte sie auch die Uraufführung eines Stücks ihres prominenten Schwagers Lion Feuchtwanger am Schauspielhaus Berlin.
Einige der Artikel sind hier in einem pdf-Dokument nachzulesen: Artikel Stephanie Feuchtwanger
1935 folgte die getrennt von ihrem Mann lebende Stephanie Feuchtwanger ihrem Sohn nach Wien, 1938 nach Paris.
Das Deutsche Reich bürgerte sie wie andere geflohene Staatsbürger aus, ihr Name findet sich in einer langen Liste im Reichsanzeiger von 1939. Über ihre Ausbürgerung berichtete auch die von Exilanten gegründete deutschsprachige Pariser Tageszeitung. 1940 folgte Stephanie Feuchtwanger ihrem Sohn in die USA. Ihr getrennt lebender Mann Martin war von Prag nach Palästina geflohen.
Die Biographie des Ehepaares kann hier nachgelesen werden: Stolpersteine für Stephanie und Martin Feuchtwanger
Für die Zeitungsrecherche danken wir unserem Praktikanten Jack vom Lyonel-Feininger-Gymnasium!