IN MEMORIAM
Anne Steinberg geb. Fuß
geboren 5. Juli 1927 in Halle
gestorben 21. Oktober 2025 in San Francisco

 

Ein Nachruf ihres Sohnes Alan Steinberg

Anne Steinberg (geb. Fuß) verstarb im Alter von 98 Jahren am 21. Oktober 2025 friedlich im Kreise ihrer Familie.

Anne (Annelies) wurde 1927 in Halle / Deutschland als Tochter einer angesehenen Familie der Jüdischen Gemeinde geboren. Im April 1939, als sie 11 Jahre alt war, beschlossen ihre Eltern und ihr älterer Bruder, nach Shanghai zu reisen, um Hitler und den Nazis zu entkommen. Sie entschieden, dass es für Anne besser sei, im Rahmen des Kindertransport-Programms nach England zu fahren. Sie sah ihre Eltern erst wieder, als sie 21 Jahre alt war und diese nach dem Krieg nach England kommen konnten.

Familie Fuß vor der Abfahrt aus Halle, Foto: Familie Steinberg

Als Teenagerin in London fand Anne viele Freunde und erzählte von der Gastfreundschaft der Familien, die sie aufgenommen und beherbergt hatten. In London lernte sie Henry Steinberg kennen, der ebenfalls im Rahmen des Kindertransports den Krieg in Großbritannien überstanden hatte, und 1948 heirateten die beiden.

1953 wanderten Anne und Henry Steinberg mit dem kleinen Sohn Gerald in die Vereinigten Staaten aus und ließen sich in San Francisco in der Nähe ihrer Eltern und ihres Bruders nieder, die ebenfalls ausgewandert waren. Sie engagierten sich in der Jüdischen Gemeinde, knüpften Kontakte zur „Shanghai-Community” und schlossen sich der Gemeinde Chevra Thilim an. Ihre Tochter Doreen wurde in San Francisco geboren. Die Familie zog Anfang der 1960er Jahre nach Daly City, als ihr jüngstes Kind Alan geboren wurde. Später wurden sie Mitglieder der Gemeinde Ner Tamid und B’nai Israel. Anne war auch ein aktives Mitglied der Mizrachi Women (AMIT).

Anne arbeitete 25 Jahre lang in der Graduiertenabteilung der San Francisco State University, bevor sie sich mit Henry in Laguna Hills zur Ruhe setzte. Sie blieben als Mitglieder des Tempels Judea weiterhin in der Jüdischen Gemeinde aktiv und traten der PNAI (Parents of North American Israelis) bei, da ihr ältester Sohn und seine Familie nach Israel ausgewandert war. Außerdem waren sie nun näher an der Familie ihrer Tochter in Südkalifornien.

Nachdem ihr Ehemann, mit dem sie 66 Jahre lang verheiratet war, verstorben war, kehrte Anne nach San Francisco zurück, um näher bei ihrer Tochter und ihrem jüngeren Sohn und deren Familien zu sein. Sie trat sofort der Peninsula Sinai Congregation bei und nahm aktiv an Kursen im Peninsula JCC und in der Synagoge teil. Während und nach der Covid-Pandemie nahm sie weiterhin über Zoom daran teil. Selbst in diesen virtuellen Umgebungen fand sie leicht Freunde.

Wenn Anne davon sprach, dass sie immer wieder umziehen musste und sich neue Freunde und in vielerlei Hinsicht ein neues Leben aufbauen musste, betonte sie stets die Chancen und die Freundlichkeit, die ihr entgegengebracht wurden, und beklagte sich nie. Als sie neue Kleidung brauchte, darunter auch ihr Hochzeitskleid, lernte sie nähen und tat dies so lange sie konnte, unter anderem um Kleidung für ihre Enkelkinder zu nähen. Sie war eine Meisterin in der Küche, insbesondere für den Schabbat und jüdische Feiertage. Sie war eine wahre „Ayshet Chayil“ eine Frau von Wert.

Ihr Ehemann Henry Steinberg (z”l) und ihr Bruder Henry Fuhs (z”l) sind ihr in den Tod vorausgegangen. Sie hinterlässt ihren Sohn Gerald (Connie) aus Jerusalem, deren Kinder Hadara, Sygall (Regev Ben-David), Yael (Shachar) Kempe und Binyamin sowie deren sechs Enkelkinder; ihre Tochter Doreen (Ron) Hill aus San Bruno, deren Kinder Elysa (Matt) Rosko und Kaylee sowie deren Enkelkind; ihren Sohn Alan (Leslie) aus San Jose und deren Kinder Josh, Rachel und Dani; ihre Nichte Sandy (Dave z”l) Shepler und deren Tochter Rebecca.

Erschienen in: San Francisco Jewish Newspaper im November 2025

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Nach Halle kehrte Anne Steinberg nie zurück. Mit hohem Interesse verfolgte sie die Reise ihrer Nichte Sandy Shepler nach Halle im September 2025. Sie erbat sich ein Foto von Sandy vor dem Händel-Denkmal – und erhielt es. Bis zuletzt nahm sie mit Freude jeden Sonntag an einem Video-Gespräch mit ihrer Familie teil, darunter auch die Enkel und Urenkel.
Familie Fuß lebte in Halle in der Brüderstraße 14. Auch in der Großen Ulrichstraße 57, heute Havag-Servicecenter, wohnte die Familie einst und betrieb ein Geschäft.