Wasja Götze


Wasja Götze gehörte in Halle (wie sein Freund Matz Griebel in Dresden) zu den originellsten/originalen Außenseitern der DDR-Gesellschaft. Er malte, schrieb Gedichte, komponierte, musizierte und agierte gegen staatlich verordnete kommunistische Engstirnigkeit. Der Erfinder der "Petersberg-Rallye" war Mittelpunkt eines lebenslustigen Freundeskreises, der schon dadurch den Argwohn der Staatsmacht auf sich zog. Seine POP-ART Bilder, die er mit Versatzstücken realsozialistischer Phänomene und persönlichen Erfahrungen kombinierte, wurde von der renommierten Kunstwissenschaftlerin Ingrid Schultze in schriftlich abgelieferten IM-Berichten in Form von Bildbeschreibungen und -deutungen für die Staatssicherheit interpretiert.


Biografie
1941
in Altmügeln bei Oschatz in Sachsen geboren
1962 - 1968
Studium an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Halle (Saale) - Burg Giebichenstein
1969
die "1.Hallesche Hofgalerie" - im eigenen Auftrag organisierte Ausstellung auf dem Grundstück der Familie Götze in der Burgstraße 61 - wird vorzeitig geschlossen
1970 - 1976
Bühnenbilder und Kostüme für die Volksbühne Berlin, das Deutsches Theater Ostberlin und das Landestheater Halle
1976
die erste Personalausstellung in der Galerie Marktschlößchen Halle wird vorzeitig geschlossen /
Unterschrift unter den Protest Berliner Künstler gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns / ab 1980 mehrere Ausstellungen 1982
nach Auftritten als Liedermacher in Dresden, Bernburg und Halle - Verbot und Androhung der Ausbürgerung / innere Emigration bis 1989
1990
sechs Monate Abgeordneter im ersten frei gewählten Stadtparlament von Halle für das NEUE FORUM
heute
Wasja Götze lebt noch immer in Halle als freischaffender Maler und zeitweiliger Fahrradmechaniker.

Das Filmporträt "Wasja Götze - kein Held" zeigt den Künstler im privaten Umfeld sowie 1997 bei einer Veranstaltung im "neuen theater Halle". Die skurrile Kombination von Götzes Bildern und Liedern mit den Berichten von Stasi-Spitzeln und "Bildinterpretationen" promovierter SED-Kader erhellen eine Lächerlichkeit, die von den Betroffenen zwar immer schon so empfunden, aber ohne die immanente Bedrohung nun endlich - 1997 - uneingeschränkt genossen werden kann.